Das Schuhwerk
An ihnen kommt keiner vorbei, der Ballett tanzen möchte. Zwar reichen anfangs dicke (AntiRutsch)Socken oder Gymnastikschuhe, aber auf Dauer sollte man in eigenem Interesse nicht auf das richtige Schuhwerk verzichten.
Gymnastikschuhe sind nicht wirklich billiger als Schläppchen und wirken - gerade, wenn sie für Kinder "auf Zuwachs" gekauft sind oft wie ein "1001-Nacht-Aladdin-Schlappen": Unfreiwillig komisch.
Zum einen dient der Schuh als Schutz, zum anderen aber sollte der Schuh nicht stärker sein, als die eigenen Muskeln und Bänder. Die Kontrolle über den Fuß hat der Träger - nicht der Schuh!
Schläppchen erlauben es materialbedingt dem Träger, die Füße komplett und sichtbar zu strecken, der Fuß spürt den direkten Bodenkontakt, nur eine schmale Ledersohle liegt zwischen Tanz und rauher Wirklichkeit.
Schläppchen gibt es theoretisch in allen Farben - durchgesetzt haben sich traditionsgemäß weiß, rosa und schwarz.
Ob Leder oder Leinen, leather or canvas - eine Glaubensfrage, keine des Geldbeutels. Leder gibt nach, verformt und passt sich dem Fuß an und hält sehr lange. Leinenschuhe kann man problemlos waschen, neigen aber schneller zum Durchscheuern. Ein über den Spann genähtes Gummiband (einfach oder über Kreuz) sorgt zusammen mit einem kleinen Ziehbändchen für sicheren Halt des Schuhs am Fuß.
Sowohl Leder- als auch Leinenschuhe gibt es schon ab 15,- Euro aufwärts. Eine professionelle Variante kostet leicht das Doppelte.
Je nach Hersteller unterscheiden sich vor allem die Sohlen: ganze Sohle, halbe Sohle, Form der split-sole. Rutschige Schuhsohlen lassen sich durch das Aufrauhen mittels einer Drahtbürste etwas stumpfer machen. Den gleichen Effekt hat auch das Streuen von Wachs, das Befeuchten mit Wasser oder Kolophonium. Verzichten Sie auch auf die gelegentlich bei H&M, Family oder Tchibo angebotenen sogenannten „Ballettschuhe“ samt Tüllschleife und Glitzer. Sie eignen sich wegen ihrer härteren Sohle ähnlich die eines Gymnastikschuhs nicht für den ernsthaften Ballettunterricht!
Schläppchen fallen größentechnisch sehr unterschiedlich aus und die normale Strassenschuhgröße ist nicht einfach übertragbar. Am besten den Fußumriss auf ein Stück Papier zeichnen und nachmessen – von der Zehenspitze bis zur Ferse. Diese cm Angabe dem Händler mitteilen und sich beraten lassen, so lässt sich unnötiger Ärger im OnlineKauf vermeiden. Schläppchen auf Zuwachs kaufen ist nicht zu empfehlen – Im Idealfall sollte der Schuh den Fuß einem Handschuh gleich umschließen.
Beinbekleidung
Zumeist in weiß, in schwarz, in rosa... in Polyamid, Nylon, Elasthan, Micro- Nylon, Micro-Spandex; die Anteile an Kunstfasern sind so vielfältig wie Hersteller. Die bekanntesten sind Capezio, Sansha, Rumpf. Der Tragekomfort ist stoffabhängig, einige Materialien fühlen sich weicher an, andere sind dafür haltbarer.
Kinder tragen anfangs - speziell nach den Richtlinien und der Kleiderordnung der Royal Academy of Dancing, RAD - auch lediglich Söckchen anstelle von tights, Strumpfhosen.
Eine einfache Ballett-Strumphose kostet etwa 8,00 Euro - je nach Qualität und Passform steigen die Preise bis auf ca. 20,- Euro.
Eine Besonderheit sind die Strumpfhosen mit Fersenloch, die "convertable tights", die sich bis zur Wade aufkrempeln lassen und trotzdem einen "Fuß" besitzen. Nicht nur im Sommer eine Wucht, denn beim Wechsel von Schläppchen zu Spitzenschuh im Training erspart die praktische Öffnung zwischen Ferse und Zehen das komplette Aus- bzw. Umziehen - bevor Tänzerinnen Spitzenschuhe anziehen, werden die Füße meist individuell bepflastert und geschützt, um Verletzungen oder Blasen zu vermeiden.
Tipp 1: Eine blickdichte, z.B. schwarze Strumpfhose, mindestens 60 DEN, kostet nur ein paar Euro und man kann guten Gewissens auch eine prima krempelbare Legging draus machen, indem der Strumpfuss abgeschnitten wird.
Tipp 2: In Kinderbekleidungsgeschäften erhältlich sind einfach weisse Strumpfhosen, die -ungemustert- ebenfalls eine billige Alternative zur Ballettstrumpfhose aus dem Fachgeschäft dienen können.
Dressed for ballet
Trikots gibt es in Hülle und Fülle: breite Träger, Spaghettiträger, einfache oder doppelte Träger, halber Arm, dreiviertel Arm, langer Arm, mit geradem, rundem oder gerafftem, einem tiefen oder normalen (Rücken-)Ausschnitt, als Neckholder, als Ganzkörpertrikot, uni oder zweifarbig. Allein der eigene Geschmack entscheidet - aber auch hier dürfte der Tragekomfort zählen:
Baumwolle wäscht sich farblich leichter aus, dagegen hat Lycra oder Microfaser einen glänzenden Schein, den nicht jeder mag. Mischgewebe saugt Schweiß gut auf, der Elasthananteil sorgt für gute Passform.
Preislich beginnt die Spanne bei etwa 20,- Euro, gerade bei schnell wachsenden Kindern lohnt sich die Frage im Bekanntenkreis, ob zu klein gewordene Trikots eventuell weitergereicht werden könn(t)en.
Ein Balletttrikot sollte dem Träger ein gutes Gefühl geben, reichlich Bewegungsfreiheit lassen und dem Auge des Betrachters wohlgefällig sein. Neonfarben passen nicht wirklich zum Ballett, allzu auffällige Applikationen oder Verzierungen lenken den Zuschauer vom Tänzer ab. Die Regelung einer einheitlichen Kleiderordnung in den Ausbildungsklassen macht daher absolut Sinn: Die Kinder sollen durch Leistung auffallen, nicht durch gewagte und ungeeignete Trikots.
Verzichten Sie auf die Billigangebote bei Discountern oder Kaffeeläden. Eine Hose samt T-Shirt ist keine Ballettbekleidung und auch die beliebten Tutus mit weit abstehenden Röckchen haben nur auf der Bühne ihre Berechtigung.
In vielen Schulen gehen Unterrichtseinheiten nahtlos ineinander über; wenn eine Stunde zu Ende ist, fängt die nächste direkt und ohne Pause an.
Deshalb: Seien Sie (mit ihrem Kind) pünktlich und mindestens 10 Minuten vor Beginn des Unterrichts in der Schule. So bleibt genügend Zeit für das Umziehen, ohne dass Hektik entsteht.
Ein respektvoller Umgang miteinander gehört zum guten Ton, Höflichkeit und angemessenes Verhalten und Erscheinung ( Makeup, Kleidung, Hygiene) bilden dabei eine solide Grundlage.
Der Unterricht anderer laufender Kurse wird nicht gestört, wildes Herumgerenne und Gebrüll oder Fangen spielen gehören nicht in den Ballettsaal, ebensowenig das gemütliche Plaudern mitten im Unterricht.
Um gut auf die Stunde vorbereitet zu sein gehören in eine Balletttasche mindestens
a) ein sauberer Ballettanzug (Jungs: T-Shirt, weiß)
b) passende Schläppchen (Gymnastikschuhe sind zwar für den Anfang eine Alternative, sollten aber im Hinblick auf das Strecken der Füsse und eine gerade und sichtbar lange Beinlinie durch geeignetes Schuhwerk ersetzt werden)
c) eine Strumpfhose (Jungs: Leggins, schwarz)
d) Haarbänder, Zopf(gummi)bänder, ein Stirnband, Haarklemmen
e) für den Spitzentanz Pflaster, Schoner, evtl. eine Aufrauhbürste
f) für Pas de deux Klassen / speziell für Jungs: Suspensorium
g) Individuell ergänzend natürlich auch die vielen Dinge wie Wärmejäckchen, Stulpen, Röckchen, evtl. Nähzeug (Sicherheitsnadeln) oder auch ein Handtuch.
Disziplin ist Teil des Balletts: Wenn nicht regelmäßig an Stunden teilgenommen wird, werden engagierte Kinder wiederholt aufgehalten, wenn auf Nachzügler gewartet werden muss.
Sind größere Aufführungen geplant, werden die Eltern schriftlich davon in Kenntnis gesetzt und bestätigen ebenso eine Teilnahme des Kindes an Aufführung & Training verbindlich!
Nur so kann eine erfolgreiche Probenzeit durchgeführt werden, die zu einer erfolgreichen Aufführung gelangt.
Aufmerksames Zuhören. Derjenige, der geduldig und aufmerksam den Anweisungen und Erklärungen der Lehrkraft folgt, kommt schneller zum Erfolgserlebnis, als derjenige, der sich selbstverliebt im Spiegel betrachtet, abgelenkt ist, durch Zwischenrufe stört und auch sonst demonstriert, dass eigentlich keine wirkliche Tanzlust vorhanden ist.
Bereit stehen und bereit sein.
Die Lehrkraft hat ein durchdachtes Konzept, das auf einzelnen Übungen aufbaut. Motiviertes Mitmachen spornt an und hilft auch über eine längere Lernphase hinweg.
In einer neuen Klasse ruhig abwarten, welcher Platz an der Stange noch frei ist - es gibt oft ungeschriebene Regeln und Grundsätze, wer wo stehen darf; vergebene Stammplätze sind durchaus zu respektieren.
Kein Essen und Trinken oder Kaugummikauen während des Unterrichts - eine kurze -gemeinsame- Trinkpause ist oft Teil der (Kinder)Unterrichtsstunde.
Nichts stört Ablauf und Konzentration mehr beim Ballett als ständige Unterbrechungen, deshalb gilt gerade bei kleineren Kindern: Unbedingt vorher auf die Toilette, vorher etwas essen, vorher etwas trinken, alle Schleifchen gebunden, alle Knoten fest, alle Haare festgesteckt.
Auch wenn Mädchen ihre langen Haare lieben und offen tragen wollen: Nicht beim Ballett! Um Augenverletzungen zu vermeiden, um eine schöne Halslinie sichtbar werden zu lassen, um Haltungskorrekturen geben zu können ist es unbedingt nötig, die Haare fest zusammenzubinden in einem Zopf, Knoten oder anderer Hochsteckfrisur. Auch Jungs können ein Stirnband tragen.
Kein Schmuck, keine Uhren, keine Wertsachen. In eigenem Interesse sollten diese Dinge zu Hause bleiben, wenn es zum Unterricht geht.
Zwingen Sie ihr Kind nicht, wenn es nicht möchte! Es macht weder Kind noch Lehrkraft Spaß, in eine Zwangsgemeinschaft gesteckt zu werden. Eine Lehrkraft spürt schnell, ob das Kind aus eigenem Antrieb und mit Freude oder nur mit Druck in die Schule kommt. Auch Erpressungen fruchten nicht. Abmachungen wie: "Du darfst nur zum Fussball/Reiten/Tennis, wenn Du auch zum Ballett gehst." machen das Kind nur unglücklich.
Zu ehrgeizig sein.
Ein Kind kann sich nur innerhalb seiner natürlichen körperlichen Grenzen bewegen und altersgerecht entwickeln. Auch, wenn das Kind im Alter von 3 Jahren erstmals "Ballettunterricht" hatte und inzwischen 6 Jahre alt ist, darf es trotz dieser "es macht doch schon seit drei Jahren Ballett" nicht auf die Spitze und es wird keine perfekten Pirouetten drehen können.Eine verantwortungsvolle Lehrkraft versucht immer, die optimale Klasse für ein Kind zu finden, in der es weder unter-, oder überfordert ist.
Keine lauten Unmutsbekundungen zu Musik, Schritten oder persönlicher Leistung mitten im Unterricht. Wer eine Frage hat, fragt den Lehrer. Notfalls auch nach der Stunde.
Eine Diagonale immer komplett durchtanzen und nicht mittendrin aufhören und so andere Tänzer behindern; nicht direkt vor dem Spiegel stehenbleiben, und nicht in andere Tänzer hineinlaufen.
Spitzentanz ...sur les Pointes
Folterwerkzeuge. Eigentlich.
Jedes kleine Mädchen träumt davon, das erste Mal sur les pointes - auf den Spitzen - zu tanzen und stellt dann ernüchtert fest: Spitzentanz ist anstrengend, schwer und tut weh. Immer.
Schwerelosigkeit auszustrahlen und dabei zu lächlen ist ein gutes Stück Arbeit...
Über die Wahl und den richtigen Sitz des perfekten Spitzenschuhs (Capezio? Bloch? Freed? Sansha?) wurden komplette Bücher geschrieben, es gibt unzählige Tips, wie man
(s)einen Schuh passend(er) machen kann und doch holt die Realität einen ein: Der Mensch ist nicht wirklich dafür geboren, auf der Spitze weniger Zehen sein gesamtes Körpergewicht zu tragen.
Und es ist nur die Kraft der Tänzerin und nicht der Schuh, der sie in erhabener Höhe hält.
Bevor also der große Moment kommt, muss sichergestellt sein, dass der Körper, die Beine und der Fuß kräftig genug sind, um der Belastung standzuhalten. Es erfordert intensives Training - und mehr als eine gelegentliche Stunde pro Woche - um sich diese Stärke anzutrainieren. Ehrgeiziges "auf die Spitze treiben" schadet jungen Mädchen und bringt unter Umständen irreparable Schäden mit sich!
Aber wenn... dann, welche Magie...
Diese Magie liegt in der besonders verstärkten Kappe des Spitzenschuhs, die eine wenige Quadratzentimeter große Standfläche zur Verfügung stellt, auf der die Tänzerin die Illusion der Schwerlelosigeit aufrechterhalten kann.
Wie sie das schafft, liegt auch mit am Schuh: Es gibt besonders harte Varianten, kurze Kappen, lange Kappen, schmale Schuhe, weite Schuhe.
Professionelle Tänzerinnen haben oft nach ihren Maßen, ihren Leisten gefertigtes Schuhwerk, der Laie hingegen muss sich durchprobieren, dabei ist jeder Fuß -und jeder Schuh- anders: lange Zehen, kurze Zehen, ein hoher Spann, ein flacher Spann.
Ein unendliches Gesprächsthema.
Dabei werden Spitzenschuhe nicht alt - eine Tänzerin kann während eines schwierigen Ballettabends bis zu drei Paar Schuhen durchtanzen, im normalen täglichen Training sind die Schuhe nach einer Woche "weich" und zunehmend unbrauchbar.
Im Laienballett sieht es natürlich anders aus:
Die Schuhe halten länger, zumal es Tricks gibt, sie durch wiederholtes Lacken, Fönen, Trocknen haltbarer zu machen.
Spitzenschuhe sind wie Schläppchen symmetrisch aufgebaut:
Von Haus aus gibt es kein rechts und links, die Schuhe werden nach individuellem Bedarf geformt, getragen, gebogen, mit dem Hammer bearbeitet, in Türen eingeklemmt, ihre Sohlen herausgerissen, gebrochen, die Schuhe mit Bändern versehen - alles mit dem Ziel, sie für die Trägerin in der kurzen Zeit ihrer Existenz so angenehm wie möglich zu machen.
Lesenswert!
Der Ballettunterricht
Was tue ich (mir) hier eigentlich (an)…?
Die Ballet Barre und wofür sie gut ist…
Alle Ballettstunden auf der ganzen Welt fangen stets mit der linken Hand zur Stange an, so dass in diesem Fall – zumeist – rechts das so genannte „Spielbein“ (das Bein, das sich bewegt) ist, während links als „Standbein“ (das Bein, das steht und stützt) bezeichnet wird.
Liegt die rechte Hand auf der Stange, drehen sich die Bezeichnungen entsprechend um: Das linke, äußere und dem Saal zugewandte Bein wird dann zum „Spielbein“, rechts das „Standbein“.
Der Aufbau des Stangentrainings folgt insgesamt einer bestimmten Ordnung und das ist auch gut so, denn diese ist auf der ganzen Welt in etwa gleich; tatsächlich könnte jede ambitionierte Tänzerin, jeder Tänzer in einer anderen Schule das Training nicht nur wieder erkennen, sondern auch relativ problemlos mitabsolvieren.
Die Bewegung, die ein Tänzer oder eine Tänzerin wahrscheinlich am häufigsten im Leben ausführt, ist das Plié, die Kniebeuge:
„Plié is the first thing you learn and the last thing you master...“
In der kleinen -halben- Form Demi Plié genannt, in der großen Grand Plié; die Sehnen und Bänder der Fußgelenke und Unterschenkel werden vorsichtig gedehnt – Wichtig: Beim Demi Plié bleiben die Fersen auf jeden Fall am Boden, im Grand Plié verlassen die Fersen nur so lange den Boden, bis sie ihn wieder auf dem (Rück)Weg aus der tiefen Beuge zur Streckung berühren können.
Übrigens: Im Grand Plie der zweiten Position mit dem Po den Boden berühren zu können, ist nicht richtig :-)
Nach den Pliés folgen die Battement Tendus – langsames Herausschleifen und Strecken des Spielbeines zur Unterstützung der Auswärtsdrehung, oft in Verbindung mit dem Heben des Beines um etwa 45 Grad, den so genannten Degagés.
Die Kniescheiben müssen bei der Bewegung nach vorne und nach hinten unbedingt nach außen zeigen – und nicht etwa nach oben oder auf den Boden. Um dies zu erreichen ist es nötig, das gesamte Bein von der Hüfte an „auszudrehen“, soweit es die eigene Anatomie zulässt.
Bewegungen auf der Seite lassen das Knie zur Decke schauen – und keinesfalls nach vorn.
Auf die Tendus folgen Battement Jetés, sie unterstützen Kraft und Schnelligkeit der Fuß- und Beinbewegungen und dienen so als Vorbereitung für die kleinen Sprünge in der Mitte. Die Bewegung ist voller Energie, alle Beinmuskeln sind angespannt, keinesfalls schlaff und temperamentlos, der Fuß verlässt den Boden, wird in der Luft wie ein kurzer Schnappschuss in der Bewegung eingefroren.
Das Battement Fondu, das langsame und kontrollierte „Schmelzen“ vom Standbein in ein Demi Plie, während das Spielbein gleichzeitig ebenfalls gebeugt wird; es sorgt für eine Kräftigung der Oberschenkelmuskeln und dient der Vorbereitung auf die großen Sprünge – aus dem Plié heraus entwickelt sich die später so notwendige Sprungkraft.
Den gleichen Zweck der Kräftigung erfüllt das Developpé – das „Entwickeln“ des Spielbeines durch langsames Hochziehen am Standbein entlang und anschließender zur kompletten Streckung in beliebige Richtungen und Höhen: sie sind perfekt zur Vorbereitung für das ruhige Verharren -der Balance- auf dem Standbein während das Spielbein (gerade= Arabesque, gebogen= Attitüde) hoch in der Luft gehalten wird. Das Developpé ist oft Teil des Adagios, das ohne Stange vollführt wird.
Die Ronds de Jambes, die „Kreise des Beines“.
Entweder am Boden ( à terre ) oder in der Luft (en l´air) – entsprechend unterstützt diese Übung Bauch- und Rückenmuskulatur, Oberschenkel, Auswärtsdrehung und Beweglichkeit des Spielbeines.
Die Sonderform Ronds de jambe en l´air á la seconde – nur auf der Seite ausgeführt – dient dem Training der Kniegelenke, der Schnelligkeit der Unterschenkelbewegung und der Stärkung des Oberschenkels. Oft findet sich am Ende der Ronds de jambe eine Form des Port de bras, dem bewussten und kontrolliertem Führen und „Tragen der Arme“, einschließlich Cambrés, ein tiefes Beugen des Oberkörpers nach vorn, zurück oder auf die Seite.
Tempo ist schliesslich wieder gefragt bei den Battement Frappés, kurzen, schlagenden Bewegungen des Spielbeines zur Steigerung der Schnelligkeit und Training der Kniemuskulatur – exakt und präzise. Frappés sind oft kombiniert mit Petit Battement frappé sur le coup de pied, der Bewegung, bei der das Spielbein in sehr schnellem Tempo abwechselnd vor und rück ans Standbein geführt wird, ohne dabei ins Stolpern, Stottern oder gar Umfallen zu kommen.
Am Ende des Exercise steht das Grand Battement, der „große Beinschlag“.
Jetzt, wenn die Muskeln gut durchblutet und erwärmt sind und der Körper auf die Arbeit eingestimmt ist, werden die Anforderungen ebenso höher, wie die Beine: Aus dieser Übung wird Kraft aufgebaut für die großen Sprünge in der Mitte.
Die Grand Battements sind oft entweder direkt kombiniert mit Balancen und Stretchingübungen, oder diese werden zwischen Stange und Arbeit im Raum, der Mitte, gesondert ausgeführt.
Die Grand Battements markieren in der Regel das Ende der Stangenarbeit.
Eine gewöhnliche Ballettstunde ist in etwa zweigeteilt – ein Exercise dauert etwa eine halbe Stunde, für die Arbeit in der Mitte bleibt dann ebenfalls eine weitere halbe Stunde. (Ein professionelles Training - ohne anschliessende Probenarbeit - kann allerdings auch eineinhalb bis zwei Stunden dauern.)
Die folgende Arbeit in der Mitte (au milieu/center) beginnt in der Regel mit dem Adagio/Adage, eine Bewegungsfolge in langsamem Zeitmaß zur Verbesserung von Haltung, Balance, Ausdauer und Kraft.
Der einfache – und kontrollierte - Wechsel allein von einem Bein auf das andere ohne Zitterpartien kann sich hier schon durchaus schwerer als gedacht erweisen.
Das Adagio ist kombinierbar mit Drehungen, Pirouetten, in jede Richtung, nach innen (en dedans) oder nach aussen (en dehors) – je nachdem, auf welchem Bein man in welche Richtung dreht.
Dem Adagio folgt das Allegro, erst das Kleine (Petit allegro), später höher, schneller, weiter das Grosse (Grand allegro). Dabei sind die Bewegungen und Kombinationen entweder direkt von vorne nach hinten – und gelegentlich auch wieder zurück- ausgerichtet, oder sie führen durch die Diagonale (en diagonale) des Raumes.
Für Frauen käme die Sonderabteilung „Spitzentanz“ (en pointe) im Unterricht dazu, wogegen Männer „ihre Sprünge“ verfeinern, wie zum Beispiel die bravourösen Sprünge auf der großen Kreisbahn (en manege), die Frauen selten bis gar nicht ausführen, sondern hier ihre Drehungen präzisieren.
In besonderen Pas de deux Stunden, werden die komplizierten Hebefiguren und Haltungen des „Tanz zu Zweit“ erarbeitet.
Um nicht „schief“ zu werden, sollte darauf geachtet werden, jede Übung sowohl rechts als auch links zu absolvieren, um nicht unbewusst eine „Schokoladenseite“ zu kultivieren.
Jeder Tänzer neigt dazu, sich auch vor sich selbst - und dem Spiegel- im besten Licht zu präsentieren – die Gefahr, buchstäblich einseitig zu werden, ist sehr groß und fällt spätestens auf der Bühne auch dem Zuschauer auf.
Ganz am Ende der Stunde findet die Reverance ihren Platz:
Es ist der Dank an den Körper, an die Lehrkraft, an die Schüler: ein von vielen Armbewegungen begleiteter Knicks, eine Verbeugung und der Blick in den siebten Rang zum -hoffentlich- tobenden Publikum…