ERSTER TEIL

Die Bewegung, die ein Tänzer oder eine Tänzerin wahrscheinlich am häufigsten im Leben ausführt, ist das Plié, die Kniebeuge:

 „Plié is the first thing you learn and the last thing you master...“

In der kleinen -halben- Form Demi Plié genannt, in der großen Grand Plié; die Sehnen und Bänder der Fußgelenke und Unterschenkel werden vorsichtig gedehnt – Wichtig: Beim Demi Plié bleiben die Fersen auf jeden Fall am Boden, im Grand Plié verlassen die Fersen nur so lange den Boden, bis sie ihn wieder auf dem (Rück)Weg aus der tiefen Beuge zur Streckung berühren können.

Nach den Pliés folgen die Battement Tendus – langsames Herausschleifen und Strecken des Spielbeines zur Unterstützung der Auswärtsdrehung, oft in Verbindung mit dem Heben des Beines um etwa 45 Grad, den so genannten Degagés.

Die Kniescheiben müssen bei der Bewegung nach vorne und nach hinten unbedingt nach außen zeigen – und nicht etwa nach oben oder auf den Boden. Um dies zu erreichen ist es nötig, das gesamte Bein von der Hüfte an „auszudrehen“, soweit es die eigene Anatomie zulässt. Bewegungen auf der Seite lassen das Knie zur Decke schauen – und keinesfalls nach vorn.

Auf die Tendus folgen Battement Jetés, sie unterstützen Kraft und Schnelligkeit der Fuß- und Beinbewegungen und dienen so als Vorbereitung für die kleinen Sprünge in der Mitte. Die Bewegung ist voller Energie, alle Beinmuskeln sind angespannt, keinesfalls schlaff und temperamentlos, der Fuß verlässt den Boden, wird in der Luft wie ein kurzer Schnappschuss in der Bewegung eingefroren.

 Das Battement Fondu, das langsame und kontrollierte „Schmelzen“ vom Standbein in ein Demi Plie, während das Spielbein gleichzeitig ebenfalls gebeugt wird; es sorgt für eine Kräftigung der Oberschenkelmuskeln und dient der Vorbereitung auf die großen Sprünge – aus dem Plié heraus entwickelt sich die später so notwendige Sprungkraft.

Den gleichen Zweck der Kräftigung erfüllt das Developpé – das „Entwickeln“ des Spielbeines durch langsames Hochziehen am Standbein entlang und anschließender zur kompletten Streckung in beliebige Richtungen und Höhen: sie sind perfekt zur Vorbereitung für das ruhige Verharren -der Balance- auf dem Standbein während das Spielbein (gerade= Arabesque, gebogen= Attitüde) hoch in der Luft gehalten wird. Das Developpé ist oft Teil des Adagios, das ohne Stange vollführt wird.

 Die Ronds de Jambes, die „Kreise des Beines“.
Entweder am Boden ( à terre ) oder in der Luft (en l´air) – entsprechend unterstützt diese Übung Bauch- und Rückenmuskulatur, Oberschenkel, Auswärtsdrehung und Beweglichkeit des Spielbeines.
Die Sonderform Ronds de jambe en l´air á la seconde – nur auf der Seite ausgeführt – dient dem Training der Kniegelenke, der Schnelligkeit der Unterschenkelbewegung und der Stärkung des Oberschenkels. Oft findet sich am Ende der Ronds de jambe eine Form des Port de bras, dem bewussten und kontrolliertem Führen und „Tragen der Arme“, einschließlich Cambrés, ein tiefes Beugen des Oberkörpers nach vorn, zurück oder auf die Seite.

 Tempo ist schliesslich wieder gefragt bei den Battement Frappés, kurzen, schlagenden Bewegungen des Spielbeines zur Steigerung der Schnelligkeit und Training der Kniemuskulatur – exakt und präzise. Frappés sind oft kombiniert mit
Petit Battement frappé sur le coup de pied, der Bewegung, bei der das Spielbein in sehr schnellem Tempo abwechselnd vor und rück ans Standbein geführt wird, ohne dabei ins Stolpern, Stottern oder gar Umfallen zu kommen.

 Am Ende des Exercise steht das Grand Battement, der „große Beinschlag“.
Jetzt, wenn die Muskeln gut durchblutet und erwärmt sind und der Körper auf die Arbeit eingestimmt ist, werden die Anforderungen ebenso höher, wie die Beine: Aus dieser Übung wird Kraft aufgebaut für die großen Sprünge in der Mitte.
Die Grand Battements sind oft entweder direkt kombiniert mit Balancen und Stretchingübungen, oder diese werden zwischen Stange und Arbeit im Raum, der Mitte, gesondert ausgeführt.

Die Grand Battements markieren in der Regel das Ende der Stangenarbeit.

Der Ballettunterricht
Was tue ich (mir) hier eigentlich (an)? Die Ballet Barre und wofür sie gut ist… 

Alle Ballettstunden auf der ganzen Welt fangen stets mit der linken Hand zur Stange an, so dass in diesem Fall – zumeist – rechts das so genannte „Spielbein“ (das Bein, das sich bewegt) ist, während links als „Standbein“ (das Bein, das steht und stützt) bezeichnet wird.

Liegt die rechte Hand auf der Stange, drehen sich die Bezeichnungen entsprechend um: Das linke, äußere und dem Saal zugewandte Bein wird dann zum „Spielbein“, rechts das „Standbein“. 

Der Aufbau des Stangentrainings folgt insgesamt einer bestimmten Ordnung und das ist auch gut so, denn diese ist auf der ganzen Welt in etwa gleich; tatsächlich könnte jede ambitionierte Tänzerin, jeder Tänzer in einer anderen Schule das Training nicht nur wieder erkennen, sondern auch relativ problemlos mit absolvieren.  

Eine gewöhnliche Ballettstunde ist in etwa zweigeteilt – ein klassisches Exercise dauert etwa eine halbe Stunde, für die Arbeit in der Mitte bleibt dann ebenfalls eine weitere halbe Stunde. (Ein professionelles Training - ohne anschliessende Probenarbeit - kann allerdings auch eineinhalb bis zwei Stunden dauern.)


ZWEITER TEIL:

Die folgende Arbeit in der Mitte (au milieu/center) beginnt in der Regel mit dem Adagio/Adage, eine Bewegungsfolge in langsamem Zeitmaß zur Verbesserung von Haltung, Balance, Ausdauer und Kraft.

Der einfache – und kontrollierte - Wechsel allein von einem Bein auf das andere ohne Zitterpartien kann sich hier schon durchaus schwerer als gedacht erweisen.

Das Adagio ist kombiniert mit Drehungen, Pirouetten, nach innen (en dedans) oder nach außen (en dehors) – je nachdem, auf welchem Bein man in welche Richtung dreht, mit Balancen wie der Arabesque oder Attitude.

Dem Adagio folgt das Allegro, erst das Kleine (Petit allegro), später höher, schneller, weiter das Grosse (Grand allegro). Dabei sind die Bewegungen und Kombinationen entweder direkt von vorne nach hinten – und gelegentlich auch wieder zurück- ausgerichtet, oder sie führen durch die Diagonale (en diagonale) des Raumes.

 Für Frauen käme die Sonderabteilung „Spitzentanz“ (en pointe) im Unterricht dazu, wogegen Männer „ihre Sprünge“ verfeinern, wie zum Beispiel die bravourösen Sprünge auf der großen Kreisbahn (en manege), die Frauen selten bis gar nicht ausführen, sondern hier ihre Drehungen präzisieren. 

In besonderen Pas de deux Stunden, werden die komplizierten Hebefiguren und Haltungen des „Tanz zu Zweit“ erarbeitet. 

Um nicht „schief“ zu werden, sollte darauf geachtet werden, jede Übung sowohl rechts als auch links zu absolvieren, um nicht unbewusst eine „Schokoladenseite“ zu kultivieren.

Jeder Tänzer neigt dazu, sich auch vor sich selbst - und dem Spiegel- im besten Licht zu präsentieren – die Gefahr, buchstäblich einseitig zu werden, ist sehr groß und fällt spätestens auf der Bühne auch dem Zuschauer auf.

Ganz am Ende der Stunde findet die Reverance ihren Platz:

Es ist der Dank an den Körper, an die Lehrkraft, an die Schüler: ein von vielen Armbewegungen begleiteter Knicks, eine Verbeugung und der Blick in den siebten Rang zum -hoffentlich- tobenden Publikum…

 


Do´s:

a) ein sauberer Ballettanzug (Jungs: T-Shirt, weiß)

b) passende Schläppchen (Gymnastikschuhe sind zwar für den Anfang eine Alternative, sollten aber im Hinblick auf das Strecken der Füße und eine gerade und sichtbar lange Beinlinie durch geeignetes Schuhwerk ersetzt werden)

c) eine Strumpfhose (Jungs: Leggins, schwarz)

d) Haarbänder, Zopf(gummi)bänder, ein Stirnband, Haarklemmen

e) für den Spitzentanz Pflaster, Schoner, evtl. eine Aufrauhbürste

f) für Pas de deux Klassen / speziell für Jungs: Suspensorium

g) Individuell ergänzend natürlich auch die vielen Dinge wie Wärmejäckchen, Stulpen, Röckchen,   evtl. Nähzeug (Sicherheitsnadeln) oder auch ein Handtuch.



Don´ts: